Bericht und Fotos zum Diagnostica-Forum am 28.01.2011 in Berlin

Rekordbeteiligung: Auf dem Branchentreff diskutierten 150 Teilnehmer Auswirkungen des Konzentrationsprozess auf dem Labormarkt

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Rekordbeteiligung bei Diagnostica-Forum

Berlin – Mit rund 150 Gästen hat das diesjährige „Diagnostica-Forum“ eine Rekordteilnehmerzahl erzielt. Spannendes Thema des Branchentreff: Wie wirkt sich der Konzentrationsprozess im Labormarkt auf Labormedizin und Diagnostica-Branche aus?

Die im internationalen Vergleich extrem niedrigen Honorare für ärztliche Laborleistungen in Deutschland sind die wesentlich Ursache für die anhaltende Tendenz, ärztliche Labore zu immer größeren, international tätigen Laborketten zu verschmelzen. Diese Auffassung teilten namhafte Mediziner und Ökonomen beim Branchentreff „Diagnostica-Forum“, zu dem der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) Ende Januar nach Berlin eingeladen hatte. Angesichts des hierzulande erreichten hohen Grads an Rationalisierung und Automatisierung sei der durch Zusammenschlüsse sich ergebende Größeneffekt eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten, Effizienzreserven im Laborbereich zu erschließen, betonte der Unternehmensberater Professor Dr. Peter Borges.

Der Vorstandsvorsitzende des VDGH, Matthias Borst, sah diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen: Die Konzentration der Nachfragemacht auf wenige Laborketten habe bei den Herstellern von Labordiagnostika und Laborgeräten zu dramatischen Preisverfall geführt, dem sie oft nur Entwicklung und Einführung innovative Diagnoseverfahren entgehen könnten. Umso bedeutender seien die Entwicklung und Einführung innovativer Laboruntersuchungen und deren rascher Marktzugang. Borst kritisierte die Verfahren zur Aufnahme neuer Labortests in die GKV-Finanzierung als zu langwierig und als schwerwiegende Marktzutrittshürde. Er forderte transparente und zügige Entscheidungen.

Der Leiter des KBV-Kompetenzzentrums Labor, Dr. Christian Götting, gab sich zuversichtlich, dass sich diese Situation verbessert. Mit der Verfahrensordnung zur Beurteilung innovativer Laborleistungen, auf die sich der Bewertungsausschuss von Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) verständigt hatten, sei zum einen ein strukturiertes Verfahren für die Beurteilung neuer Labortests geschaffen worden. Zum anderen hätten auch die Hersteller Klarheit, welche Anforderungen an die einzureichenden Unterlagen gestellt würden Das KBV-Kompetenzzentrum ist innerhalb des Aufnahmeprozesses für die Beurteilung des Nutzens neuer Diagnoseverfahren zuständig. Götting sicherte den Diagnostica-Firmen eine konstruktive Zusammenarbeit zu.

Dr. Dieter Auch, bei der KBV für den Laborbereich zuständig, verwies darauf, dass die Laborärzte Innovationen unter bestimmten Voraussetzungen als „Ähnliche Untersuchungen“ abrechnen können. Eine Änderung dieser Regelung sei nicht beabsichtigt.

Dr. Manfred Partsch, Leiter ambulante Versorgung beim GKV-Spitzenverband, machte deutlich, dass die Laborreform von 2008 bislang weder eine nachhaltige Veränderung des Volumens der abgerechneten Laborleistungen, noch wesentliche Einsparungen gebracht hätten und daher weitere Reformen nötig seien. Der GKV-Spitzenverband strebe dabei jedoch an, dass die dabei erzielten Einsparungen innerhalb des Laborbereichs umgeschichtet und etwa zur Finanzierung von Innovationen verwendet werden sollten.

Einen Überblick über den Stand der Reform der Gebührenordnung Ärzte (GOÄ) gab Alexander Golfier. Die Bundesärztekammer (BÄK) habe ein umfassendes neues Gebührenordnungskonzept erarbeitet, das rund 25 Prozent mehr Positionen enthalte als die rund 30 Jahre alte bisherige GOÄ. Er sprach sich entschieden gegen jedwede Öffnungsklauseln aus und versicherte, vor einer Verabschiedung erhielten alle ärztlichen Berufsverbände die Gelegenheit zur Prüfung und Stellungnahme.

Weitgehend einig waren sich alle Diskutanten in der Frage, ob das Engagement von Finanzinvestoren bei ärztlichen Laboren nicht zwangsläufig zu Lasten der Qualität in der Labormedizin gehe. Aus Sicht einer Beteiligungsgesellschaft gehe es im Labormarkt durchaus um langfristige Investments, erläuterte Florian Wendelstadt von der Caldec GmbH. Qualitätseinbußen drohten eher – so der Präsident der Deutschen Vereinten Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Professor Dr. Karl Lackner – durch die immer schwieriger werdende Besetzung labormedizinischer Lehrstühle. Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, warnte davor, im Rahmen der Novellierung der GOÄ das im internationalen Vergleich ohnehin niedrige Vergütungsniveau von Laborleistungen insgesamt weiter abzusenken.  

Bilder zum Diagnostica-Forum 2011